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Workshop

Wissen im Druck. Zur Epistemologie der Buchgestaltung 1850 – 1950

Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, 12. Dezember 2008

Der Beschäftigung mit dem Buch haftet seit Beginn der Moderne etwas Altertümliches an. Auf der einen Seite sind es die empirischen Wissenschaften, die sich nicht länger mehr auf eine Ordnung von Texten beschränken wollen und in diesem Zuge die Datengewinnung der Laboratorien gegen eine bloße ›Buchgelehrsamkeit‹ ausspielen. Auf der anderen Seite ist gerade in den letzten Jahrzehnten immer öfter vom Verschwinden des Buches überhaupt die Rede. Zumeist sind es dann elektronische Medien, digitale Bildräume oder virtuelle Netzwerke, die an die Stelle der nunmehr als unzeitgemäß geltenden Drucksache getreten sein sollen.

Gleichwohl hat gerade die Moderne eine reiche Tradition buchwissenschaftlicher Forschungen hervorgebracht; in den letzten Dekaden auch durch die Karriere medientheoretischer Ansätze unterstützt bzw. ergänzt. Die Kombination dieser Perspektiven freilich ist ebenso neu wie unausgeschöpft, eröffnet sie doch ein Forschungsfeld, in dem das Buch nicht mehr nur und vor allem unter gewerblich-distributiven, politisch-sozialen, ästhetisch-bibliophilen oder technisch-instrumentellen Gesichtspunkten betrachtet wird, sondern als ein wesentlicher Aspekt in den materialen Kulturen unseres Wissens erscheint.

Der Workshop möchte diese Entwicklung aufgreifen und sich in ihrer Verlängerung die Frage nach der Bedeutung druckgraphischer Aspekte von Büchern, Journalen, Zeitschriften etc. für die Hervorbringung wissenschaftlichen Wissens stellen. So rückt die epistemische Funktion des Textäußeren (z.B. typographische Merkmale, Formatfragen, Farbgebungen, Umschlaggestaltungen, Titelblätter, Reihenprofile oder Markenzeichen) in den Vordergrund: Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen der papiernen Realität einer Drucksache und dem Leseverhalten? Inwieweit können buchgestalterische Strategien als Agenten des Wissens betrachtet werden? Vermag die visuelle Dimension des Drucks eine aktive und/oder strukturierende Rolle in der Wissensproduktion spielen?

Der historische Schwerpunkt des Wokshops soll auf die Zeit zwischen 1850 und 1950 gelegt werden, da sich in ihr auf nachhaltige Weise Reformen des Verlagswesens mit technischen Innovationen und Veränderungen der druckgraphischen Praxis gekreuzt haben. Schon deshalb sind neben Wissenschaftlern aus den relevanten Fakultäten auch Fachleute der Buchgestaltung als Beiträger erwünscht. Ziel ist es jedenfalls, unter interdisziplinären Vorzeichen eine Diskussion über konkrete Objekte (gerne auch Arbeitsproben) zu initiieren; sei es durch Berichte aus der Forschung oder die Reflexion über eigene Gestaltungspraktiken.

Mit Beiträgen von Ernst-Peter Biesalski (Leipzig), Michael Cahn (Los Angeles), Wulf D. von Lucius (Stuttgart), Volker Mergenthaler (Marburg), Patrick Roessler (Erfurt), Nina Schleif (München), Christof Windgätter (MPIWG).

Moderatoren/Diskutanten: Günter Karl Bose (Leipzig), Rolf Bulang (Marburg), Peter Nils Dorén (Berlin), Ernst Fischer (Mainz).

Kontakt: Christof Windgätter, cwindgaetter|at|mpiwg-berlin.mpg.de

Programm – PDF-File, 1.0 MB